Freiwillige Feuerwehr HIMMELGEIST

Ich werde Feuerwehrmann. Kennt ihr noch Grisu, der kleine Drache? Der Kleine hatte immer Stress mit seinem Vater Fumé, der seinen Sohn zu einem furchterregenden und feuerspeienden Drachen großziehen wollte. Aber Grisu wollte lieber Feuerwehrmann werden und während er auf eine freie Stelle bei der Feuerwehr wartete, probierte er vieles aus und steckte dabei immer wieder seine Umgebung – versehentlich – in Brand. Was wäre aus ihm geworden, wenn er gewusst hätte, dass es eine Freiwillige Feuerwehr (FF) gibt?

Ich hatte schon seit längerer Zeit überlegt, über die Freiwillige Feuerwehr Himmelgeist zu berichten. Aber was genau will man schreiben? Was weiß ich und was weiß ich nicht? Ich weiß, welche Rufnummer ich wählen muss, wenn ich sie mal brauche. Ich schaue den großen roten Fahrzeugen hinterher, wenn sie mal wieder mit blinkendem Licht unterwegs sind oder am Rheinufer ihr Boot zu Wasser lassen. Ich kenne einige bei der Freiwilligen Feuerwehr, aber niemanden bei der FF Himmelgeist. Warum heißt sie überhaupt FF Himmelgeist, wenn doch ihr Geräte und Fahrzeuge in Itter sind? Oder heißt sie vielleicht doch FF Himmelgeist-Itter? Was sind das für Frauen und Männer, die an einem sonnigen Samstagnachmittag beim Grillen mit ihrer Familie oder Freunden sich von einem Pieper dazu bringen lassen, das Grillwürstchen und ihre Familie stehen zulassen? Ist es dieser schwere dicke Anzug in den man steigen muss, um fremdem Menschen zu helfen? Oder eine Berufung, um mal wieder mehrere Mülleimer zu löschen, die die Grenzintelligenz unserer Gesellschaft in Brand gesteckt hat? Um dann noch später bei Facebook lesen zu müssen, dass es jemanden gestört hat, dass die Sirene zu laut war. Ich bin mit meinDUS.de diesen Fragen nachgegangen und habe Antworten gefunden.

Die Trennung von Wersten und Himmelgeist

Aber fangen wir von vorne an. Vor ganz langer Zeit gab es mal eine Gemeinde Himmelgeist-Wersten und im Ortsteil Wersten war die Freiwillige Feuerwehr angesiedelt. Die Stadt Düsseldorf wollte sich Wersten einverleiben und daher trennten sich Himmelgeist und Wersten. Der Ortsteil Wersten wurde zum 1. April 1908 nach Düsseldorf eingemeindet und wie im wahren Leben, wird selten bei einer Trennung gerecht geteilt. Also behielt Wersten die Freiwillige Feuerwehr und Himmelgeist stand ohne da. Aus diesem Grund wurde kurz darauf die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Himmelgeist beschlossen.

Die Stadt Düsseldorf ließ sich nicht lumpen und stellte eine fahrbare Druckspritze, 50 Wassereimer, 45 Meter Schlauch, eine schwere Leiter und zwei Feuereinreisshaken zur Verfügung.

Für den Bau eines Schlauch- und Gerätewagens wurde durch den Gemeinderat einen Betrag von 1800 Mark bereitgestellt. Die Gerätschaften der Feuerwehr waren in einem Schuppen auf dem Hof eines Gastwirtes und in einem Spritzenhaus untergebracht. Dieses massive Gebäude hatte damals noch eine abgetrennte Arrestzelle und einen Leichenraum. Wie gespenstisch.

Dieses Spritzenhaus befand sich an der Straße „Alt Himmelgeist“. 1914 zog die Freiwillige Feuerwehr dann ganz in das Spritzenhaus um, dass als Feuerwehrgerätehaus bis 1978 herhalten musste.

Nach 1945 vereinten sich Himmelgeist und Itter, aber nur die Feuerwehr

In den Jahren nach 1945, nach dem vieles zerstört wurde, wurde die FF Itter mit der FF Himmelgeist, im Rahmen des Wiederaufbaus, zu einer Löschgruppe vereint.

Als für die Straße „Alt-Himmelgeist“ ein Neubau geplant wurde, stand das Gerätehaus der Feuerwehr im Weg. Eine Garage aus Fertigbetonteilen musste als Übergangslösung her, bis 1985 das heutige Gerätehaus an der Itterstrasse (in Itter) übernommen werden konnte.

Natürlich hat sich seit Gründung vor über 100 Jahren viel verändert. Die Geräte und Fahrzeuge sind moderner, die Ausbildung komplexer geworden. Das Gerätehaus wurde schon mehrmals umgebaut, um den neuen Anforderungen Stand zu halten und die heutigen Einsätze sind mit den damaligen nicht mehr zu vergleichen.

Denn nur „Feuerlöschen“ ist schon lange nicht mehr. Die Mitglieder der FF Himmelgeist-Itter helfen und sichern auch bei Unfällen, Naturkatastrophen und sind im Notfall immer zur Stelle. Und das, obwohl die Einsatzbelastung für FF Himmelgeist-Itter in Düsseldorf recht hoch ist. 135 Einsätze waren es im Jahr 2017, 270 im Jahr 2018 bis zu ganze 296 im Jahr 2019.  Mit dieser Einsatzstatistik liegen sie bei den 10 freiwilligen Löschgruppen in Düsseldorf ganz oben. Darüber hinaus verfügt sie über ein Rettungsboot, dass bei Einsätzen auf dem Rhein standardmäßig mitalarmiert wird. Damit ist nach dem Wasserrettungskonzept der Feuerwehr Düsseldorf sichergestellt, dass ausreichend Einsatzkräfte auf dem Rhein zur Verfügung stehen. Das sind im Jahr rund 60 Einsätze auf dem Rhein.

Währenddessen in den Anfängen noch über Hornsignale und Kirchenglocken alarmiert wurde, erfolgt die Alarmierung, wer hätte es gedacht, heute über digitale Funkmeldeempfänger. Tagsüber in der Zeit von 6 bis 18 Uhr auch noch über die Sirene.

81 Sirenen in Düsseldorf

Insgesamt gibt es derzeit 81 Sirenenstandorte in der gesamten Landeshauptstadt, wie uns vor kurzem beim Sirenentest wieder eindrucksvoll und für jeden hörbar unter Beweis gestellt wurde. Damit ist sichergestellt, dass alle Mitglieder, die sich in der Nähe des Gerätehauses befinden, auch schnell erreicht werden, auch wenn der Funkmeldeempfänger nicht mitgetragen werden sollte.

Natürlich muss auch jemand der Sirene folgen. In Düsseldorf sind dies aktuell rund 360 ehrenamtliche Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner. Fairnisshalber muss auch erwähnt werden, dass ein Teil davon in der Berufsfeuerwehr tätig ist. Die Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Himmelgeist-Itter hat aktuell 26 aktive Mitglieder, davon zwei Frauen. Weitere zwölf Mädchen und Jungen sind in der Jugendfeuerwehr, die 2004 von den damaligen 3 Jugendgruppenleiter (Reiner Sanders, Peter Schäfer und Christoph Junkert) ins Leben gerufen wurde.

„Die aktuelle Personalstärke ist für die derzeitigen Aufgaben der Löschgruppe ausreichend. Über die letzten Jahre gesehen ist die Mitgliederstärke als gleichbleibend zu betrachten, sodass bald wieder rund 30 ehrenamtliche Helfer in Himmelgeist-Itter unterstützen werden.“, so Christopher Schuster von der Feuerwehr unserer Stadt Düsseldorf. Auch wenn in den letzten Jahren in den bundesweiten Medien über akuten Personalmangel berichtet wurde, sieht es also hier wesentlich entspannter aus.

In verschiedenen Medien wurde darüber berichtet, dass es Übergriffe auf Rettungskräfte gibt. Wie sieht es bei der FF Himmelgeist-Itter aus?

Wie in jeder guten Behörde wird dokumentiert und ausgewertet.

In den letzten Jahren gab es zwischen 20 und 30 Übergriffe pro Kalenderjahr, wobei der Großteil in Form von verbaler Gewalt passiert. Die Übergriffe finden zumeist im Rettungsdienst und nur selten im Feuerwehrbereich statt. Übergriffe auf die Einsatzkräfte der FF Himmelgeist-Itter gab es erfreulicherweise in den letzten Jahren nicht.

296 Einsätze im Jahr und keine Übergriffe

Das bei 296 Einsätzen in 365 Tagen auch noch Ausbildung passt ist erstaunlich. Dass bereits bei der Berufsfeuerwehr erworbene Lehrgänge in der Freiwilligen Feuerwehr nicht wiederholt werden müssen und die Ausbildungen anerkannt werden, klingt recht logisch, aber es trifft nicht jeden.

Alle zwei Wochen wird innerhalb der Löschgruppe der sogenannte Übungsabend organisiert. Hier werden kleine praktische oder theoretische Unterrichte oder Übungen abgehalten. Alle Feuerwehrleute, die mit Atemschutz in den Einsatz gehen sind dazu verpflichtet, mindestens einmal im Jahr eine Atemschutzübung durchzuführen. Diese Übung findet an der Feuerwehrschule in Düsseldorf-Garath statt. Und es gibt noch jede Menge andere Übungsinhalte die immer wieder vermittelt werden müssen. Am Institut der Feuerwehr in Münster finden auch noch die Führungsausbildung zum Gruppen-, Zug oder Verbandsführer statt.

Aber was sind das nun für Menschen, die dort ihre Freizeit verbringen?

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

Sicher ist die gute Kameradschaft für viele ein Grund in die Feuerwehr einzutreten. Doch es gibt auch vielfältige andere Gründe, von denen sich Kameraden motiviert fühlen, in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv zu sein.

Helfen zu können, ist den meisten ein inneres Anliegen.

Die Feuerwehr ist einer der sozialen Anknüpfungspunkte im Dorf, genauso wie bei den Schützen. Es werden bei den Übungen Kontakte gepflegt, mit denen man im täglichen Leben möglicherweise selten Kontakt hätte. Dieses Aufeinander-Zählen-Können erwächst aus einer Kameradschaft, die auch der dörflichen Gemeinschaft sehr zuträglich ist.

Ohne ein Miteinander und das Übernehmen von Verantwortung für unsere Mitmenschen kann unsere Gesellschaft nicht funktionieren.

Und ich bin fest davon überzeugt, das Grisu, der kleine Drache zur Freiwilligen Feuerwehr gegangen wäre.

An dieser Stelle vielen Dank an die freiwilligen Helfer.

Mit himmlischen Grüßen und bleibt gesund