Werte Leserschaft, der Urlaub und die Ferien sind für den größten Teil von uns zu Ende gegangen. Gefühlt hat der Sommer auch Ferien gemacht. Unserer Kinder müssen wieder zur Schule und für manche von ihnen ist es sogar der erste Schultag.
Dabei wird dem Weg zur Schule für unsere Kinder eine große Bedeutung zugemessen, wenn nicht sogar die größte. Vielleicht nicht für die I-Dötzchen, denn die werden im ersten Jahr meisten jeden Tag zur Schule gebracht. Aber irgendwann müssen sie alleine dorthin laufen oder nutzen ihr Schokoticket, um mit den Öffis zur Bildungseinrichtung zu kommen. Ein sicherer Schulweg trägt nicht nur dazu bei, Unfälle zu verhindern, sondern sollte bestenfalls auch das Gefühl der Gemeinschaft und das Selbstvertrauen unserer Kinder fördern. In unserer Stadt Düsseldorf werden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Kinder ihren Schulweg sicher bewältigen können. Zu Recht hat die Stadt einen „Instrumentenkasten“ für sichere Schulwege vorgestellt. Im Namen der Kinder. Aber was ist mit uns, die die nicht zur Schule gehen?
In Namen der Kinder gibt 87 Grundschulen in Düsseldorf
In der Vorbereitung auf die nächsten Beträge für meinDUS.de ist mir aufgefallen, dass viele Anträge unserer Bezirksvertreter mit dem Schlagwort „Schulwegsicherung“ untermauert werden, in der Hoffnung das die Anträge durchgehen. Was sie letztendlich auch tun. Es wird doch niemand etwas gegen Kinder haben?
Aber was ist mit unseren Oldies, unseren Eltern, Omas und Opas? Die werden alle nicht jünger.
Erstes Beispiel. Sie, werte Leserschaft, stehen an die Bushaltestelle „Am Scheitenweg“ in Himmelgeist an einem Schultag gegen 7:20 Uhr. 21 Kinder mit Turnbeutel und Schulranzen und eine ältere Dame mit Rollator warten auf den hoffentlich pünktlichen Bus. Der Bus kommt. Alle steigen ein. Auch die ältere Dame mit ihrem Rollator, jedoch als letztes. Keines der Kinder hat geholfen oder gar Platz gemacht. Ganz im Gegenteil, sie musste noch aufpassen, dass sie von den Schulranzen nicht erschlagen wird, weil die lieben Kinder sich wie ein Brummkreisel drehen. Ich warte jetzt auf die erste Mail, in der mir gesagt wird, dass die ältere Dame selbst schuld ist, da sie als Rentnerin den ganzen Tag Zeit hat und den nächsten Bus hätte nehmen können. Aber wenn ich so darüber nachdenke, vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt zum Schluss einzusteigen. Zum einen kann man noch schauen, dass man die Kinder wirklich nicht behindert und spätestens an der Haltestelle „Ickerswarder Strasse“ ist man die erste Person an der Tür. Und ich bin mir sicher, dass alle Kinder beim „Aussteigen“ behilflich sein werden.
Beispiel Nummer zwei. Am Steinebrück von Itter Richtung Himmelgeist auf der rechten Seite an Giannis Eisdiele vorbei, befinden sich einige rot-weiß gestreifte Stangen, die auf Antrag vor einiger Zeit in den Boden gerammt wurden, um einen sicheren Weg markieren sollen. Begründet wurde dies unter anderen damit, dass die Kinder sonst die andere Straßenseite benutzen müssten, um zur Grundschule zu gelangen. Im Namen der Kinder.
Das Wort „Schulwegsicherung“ war auch mit an Bord. Der Gedanke ist auch gut, das ist nicht die Frage und auch ich nutze diesen „Weg“.
In der Nähe befindet sich auch die Seniorenresidenz Paulushaus. Dort verbringen die älteren Herrschaften Ihren wohlverdienten Ruhestand. In dem Alter ist man auch immer bestens zu Fuß unterwegs und ihre Gehhilfen haben sie nur dabei, um die Einkäufe irgendwo unterbringen zu können oder die Geschenke für die Enkelkinder verstauen müssen. Sichere Wege auf beiden Seiten waren noch nie notwendig. Im Ernst, warum gab es nicht schon vorher einen Antrag für eine „Residenzwegsicherung“?
Das nächste Beispiel liegt Am Scheitenweg. 2013 gab es eine Elterninitiative. Die Eltern hatten in einer Eingabe im Beschwerdeausschuss den Einbau von vier Schwellen gefordert, die besonders Paket- und Lieferdienste vom Rasen abhalten sollten. Diese Zusatzmaßnahme zur geplanten Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 solle den Weg zur Schule und zum Spielplatz für die Kinder sicherer machen. Im Namen der Kinder.
Der Kompromiss war, das an drei Stellen flachere Aufpflasterungen vorgenommen wurden. Leider fand es keine so große Beachtung, als sich später herausstellte das nicht die Paketboten, sondern die Anlieger selbst schneller unterwegs waren. Der Antrag war sicher im Namen der Kinder zum Schutz vor ihren eigenen Eltern zu verstehen gewesen.
Wahrscheinlich sind es genau die, die jetzt ihren Wagen auf den Fußweg parken und das Ordnungsamt, die den ruhenden Verkehr „bewachen“, darin keine Behinderung sehen, da der Fußweg auf der anderen Seite genutzt werden könnte. Dabei hätte ich gedacht, dass ich für den Sarkasmus zuständig wäre.
Und nun noch ein letztes aktuelles Beispiel. Dazu gehen wir geistig zum „Am Bärenkamp“, Höhe Nr. 15/17. Durch die Bezirksvertreter wurde folgender Wortlaut als Antrag eingereicht.
„Die Bezirksvertretung 9 beschließt zur Schulwegsicherung den Ausbau des Gehweges vor Haus-Nr. 15/17 gemäß Plan S 1053 / 101.“ Sie ahnen es schon, das Wort Schulwegsicherung kommt schon mal vor.
In der – auszugsweisen – Begründung heißt es:
„ … Die Straße wird von ca. 1.392 Kfz/Tag befahren, in der Spitzenstunde beträgt die Verkehrsbelastung ca. 130 Kfz/h. Die Verkehrsstärke ist somit nach der Kategorisierung der RASt 06 als sehr gering einzustufen. Allerdings verkehren die beiden Buslinien 731 und 835 auf diesemStraßenabschnitt. Darüber hinaus dient die Straße als Schulweg zur benachbarten Grundschule (GGS Steinkaul). “ Im Namen der Kinder.
Für diesen Antrag ist wohl alles gezählt worden, was über die Straße fährt. Autos, Busse, stündliche Verkehrsbelastung. Der Antrag heißt doch aber: „zur Schulwegsicherung den Ausbau des Gehweges…“. Wie viele Kinder laufen den nun auf dieser Seite zur Schule? Wie viele laufen den auf der anderen Seite zur Schule? Laufen dort überhaupt Menschen auf diesen Weg? Davon steht nichts, aber auch gar nichts in diesem Antrag. Im Namen der Kinder.
Ältere Menschen oder Menschen mit einer Behinderung kommen an dieser Stelle tatsächlich nur schwer oder gar nicht vorbei. Nur interessiert hat das bis jetzt niemanden.
Und nach meiner – nicht repräsentativen – Zählung sind gar keine Kinder auf dieser Seite gelaufen.
Das soll auch schon reichen. Den ganzen Antrag können sie hier lesen. Bestenfalls mit einem Glas Wein oder Bier.
Auch in anderen Stadtteilen ist es nicht nicht anders. Aber nun wirklich als letztes Beispiel. In Wersten gibt es die Straße Auf’m Rott. Es ist wohl auch ein Schulweg der Schüler zu den beiden Grundschulen am Rheindorfer Weg. Da es auf der rechten Seite der Straße keine sichere Überquerung der Straße gibt, benutzen die Schulkinder überwiegend den linken Fußgängerweg. Das ist sehr löblich. Nun ist dieser durch die Kinder überfüllt und sollen sich jetzt aufteilen, aber dazu braucht man einen neuen Fußgängerweg auf der anderen Seite. Das ist jetzt kein Scherz. Den ganzen Antrag lesen Sie bitte hier. Das an dieser Straße auch andere Menschen wohnen und auch einen Fußgängerüberweg auf ihrer Seite hätten, ist in dem Antrag nicht zu finden. Im Namen der Kinder.
Ich habe nach langer Recherche keinen Antrag gefunden, der älteren Menschen die Nutzung oder Überquerung von Wegen sicherer oder besser machen soll. Maßnahmen zur Schulwegsicherung im Umkreis der Himmelgeister Grundschule gibt es ohne Ende.
Vielleicht wäre ein Tunnel als Schulwegsicherung für die Kinder besser gewesen und langfristig günstiger. 1,40 m maximale Höhe, sodass kein Erwachsener oder Radfahrer es nutzen kann. Kein Regen, kein Schnee, keine Autos. Total sicher.
Im Namen der Kinder wünschen ich mir, dass die Älteren mehr Beachtung finden. Denn auch die Kinder werden irgendwann die Älteren sein.