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Einmal Tanken, bitte!

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  • Beitrags-Kategorie:Düsseldorf / Wersten
  • Lesedauer:8 min Lesezeit

An einem schönen Sonntagabend saß ich mal wieder auf der Terrasse und dachte an den nächsten arbeitsreichen Tag. Dabei fiel mir auf, dass ein voller Tank auch nicht schlecht wäre und irgendwie muss man ja zur Arbeit. Also schaute ich in meine Tanken-App, denn mehr als 1,60 € pro Liter wollte ich heute nicht bezahlen. Man will sich ja den Sonntag nicht ganz versauen. Ein Schicksal, was mich bestimmt nicht alleine trifft. Also EINMAL TANKEN ,BITTE und auf nach Wersten.

48,2 Millionen Pkw´s müssen in Deutschland tanken

Schon an der Zapfsäule stand in großen Lettern: Heute keine Kartenzahlung möglich. Also fuhr ich zur nächsten Tankstelle auf der anderen Straßenseite und dort ereilte mich dieselbe Nachricht. Da hatte ich den Papp schon auf und wenn ich nicht am nächsten Tag zur Arbeit gemusst hätte, hätte ich es auch gleich mit dem Tanken gelassen. Als ich dann ein Kilo Bargeld in meiner Jogginghose verstaut hatte, fand ich mich wenige Minuten später an der Zapfsäule 1 wieder. Insofern nichts unspektakuläres.

Jedoch war nach kurzer Zeit die Zapfsäule 1 leer, zumindest kam außer Geräusche und Luft nichts mehr. Gewundert hatte mich jedoch, dass die digitale Anzeige, die mir die getankten Liter und den zu zahlenden Preis anzeigt, weiterlief. Wenn auch nicht in der rasenden Geschwindigkeit, als wenn ich tanken würde, aber der Zähler lief.

Für eine Nanosekunde dachte ich an eine versteckte Kamera. Aber ich fand es gerade nicht lustig. Ich habe natürlich den Angestellten hinzugezogen, damit er sich selbst davon überzeugen konnte. Die Zapfpistole habe ich dann eingehangen und erst dann hörte die Uhr auf zu zählen. Ich habe mein Glück anschließend an der Zapfsäule 3 probiert. Mit völliger Überraschung passierte das ganze nochmal. Der Mitarbeiter, der gerade sowieso mit der Pächterin der Tankstelle telefonierte, wurde ebenfalls live Zeuge und sagte, dass er dies auch noch nicht gesehen hat. Damit meinte er, dass auch an dieser Säule der Zähler weiterlief, obwohl nichts mehr rauskam.

14.459 Tankstellen gibt es in Deutschland

Der scheinbar leicht gestresste und überraschte Mitarbeiter bat mich erstmal die Rechnung zu bezahlen. Und da es bereits, laut Tankbeleg, 20:09 Uhr war und der Tatort auch bald beginnen würde, zahlte ich erstmal mein Benzin/Sauerstoff Gemisch. Man würde sich morgen mit mir in Verbindung setzen und er würde sich mein Kennzeichen aufschreiben. Kurzfristig dachte ich doch wieder an eine versteckte Kamera. Als ich ihm sagte, dass er mein Kennzeichen nicht anrufen kann, schrieb ich ihm meine Kontaktdaten auf.

Als sich am Montagnachmittag keiner meldete, versuchte ich es. Leider ohne Erfolg. Auch am Dienstag war es der Pächterin der Tankstelle völlig egal, dass es die Erfindung Telefon schon seit 1861 gibt. Ich gehe vom positiven aus und vermute, dass sie doch versucht hat mein Kennzeichen anzurufen. Ich rief dann also an und mir wurde mitgeteilt, dass ich mir mein Geld abholen dürfte. Nun gut, ein Schaden ist mir nicht entstanden, aber ich habe mir schon die Frage gestellt, warum der digitale Zähler trotzdem weiterläuft, wenn kein Kraftstoff rauskommt? Und das an zwei Säulen? Warum schaltet die Anlage nicht automatisch ab? Die Tankstelle wollte mir keine Auskunft geben.

meinDUS.de hat natürlich den Mutterkonzern der Tankstellenkette angeschrieben und auch eine Antwort bekommen, aber auch zugesichert, den Namen der Tankstelle nicht in diesem Beitrag zu erwähnen. Die Antwort beinhaltet wie immer den Originalwortlaut.

Sehr geehrter Herr H….,

aufgrund von Belieferungsengpässen wurde die Station in Düsseldorf nicht rechtzeitig befüllt, wodurch es zu einem extrem niedrigen Füllstand im Tank kam. Nach Rücksprache mit unserer Technik habe ich folgende Informationen erhalten:

Die Säulen sind so konzipiert das diese bei fehlendem Kraftstoff nicht automatisch abschalten. Allerdings gibt es für solche Situationen einen sogenannten Gasabscheider in der Pumpe, der ist solange keine Flüssigkeit ansteht geöffnet ist, bei Flüssigkeit verschließt ein Schwimmer das Ventil und alles geht seinen Gang. Natürlich besteht, wie bei allen technischen Dingen die Möglichkeit, das so etwas auch mal versagt, dann würde die Anzeige zwar aufbuchen aber deutlich langsamer als wenn Flüssigkeit gefördert wird.

Wir hoffen, dass wir Ihre Fragen damit beantworten konnten.
Mit freundlichen Grüßen

Ganz zufrieden war ich mit dieser Antwort nicht.

Nunmehr habe ich gelesen, dass die zulässige Toleranz ± 0,5 % beträgt, d. h. bei einer Anzeige von 100 Litern müssen zwischen 99,5 und 100,5 Liter abgegeben worden sein. An öffentlichen Tankstellen wird die Abgabemenge des Kraftstoffes durch das Eichamt überwacht. Ich war der Auffassung, dass dies bei mir nicht ganz so passte und bat das Eichamt in Köln um ihre Meinung.

Sehr geehrter Herr H….,
meine Kollegin hat mir Ihre Anfrage weitergeleitet. Gerne würde ich mich in dieser Sache einmal telefonisch mit Ihnen austauschen. Ihre Anfrage beinhaltet ja einige verschiedene Aspekte und lässt im Übrigen noch Platz für einige Details (genauer Standort, genauer Ablauf, getanktes Produkt, usw.). Bitte nennen Sie mir dazu Ihre Telefonnummer oder rufen mich mal unter der unten genannten Nummer an.
Vorab möchte ich ihnen aber zumindest schon einmal kurz und knapp Folgendes mitteilen:

1. Dass das Phänomen an Säule 1 und 3 gleichzeitig auftritt, ist logisch. Üblicherweise befindet sich an einer Tankstelle für jedes Produkt (Diesel, Super) nur ein einziger Vorratstank je Produkt (meist unterirdisch), von welchem aus alle Säulen versorgt werden. Wenn nun dieser Vorratstank leer ist, dann können Sie weder an Säule 1, noch an Säule 3 tanken.

2. Die technische Darstellung des Tankstellenbetreibers, sowie die Rückantwort der dortigen technischen Abteilung ist logisch und schlüssig.

3. Ihr recherchiertes Ergebnis, dass die Fehlergrenze 0,5% beträgt, ist korrekt.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW

Direktion

Auch das anschließende und sehr freundliche Gespräch, mit einem Mitarbeiter des Eichamtes, brachte mit zu der Erkenntnis, dass meine Vermutung, das irgendetwas mit den Zapfsäulen nicht stimmen könnte, völlig unbegründet war. Auch wenn ich immer noch ein ungutes Gefühl bezüglich des weiterlaufen des Zählers habe. Gelernt habe ich nicht nur mehr technische Details über den eigentlichen Tankvorgang, sondern dass die eigenen Vorurteile auch mal unter den Prüfstand gehören.

Mit himmlischen Gruß und bleibt gesund