Summ, summ, summ Bienchen summ herum.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasste 1835 eines der bekanntesten deutschen Kinderlieder. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich gerade jetzt an das Lied erinnere. Aber dazu später mehr.
Himmelgeister Rheinbogen
Im Moment wird viel über Himmelgeist geredet und geschrieben. Zugeparkte Straßen, vermüllter Rheinufer und das angrenzende Naturschutzgebiet.
Und da wären wir beim heutigen Thema. Ein schwieriges und komplexes Thema und ich versuche es kurz zusammenzufassen.
Der Deich im Himmelgeister Rheinbogen sollte ursprünglich zurückverlegt werden, um zusätzlichen Überschwemmungsraum zu schaffen und so durch Senkung der Scheitelhöhe die Hochwasserwelle zu senken.
Im Jahr 2005 wurde, aus verschiedenen Gründen, durch die Stadt Düsseldorf die Überlegung einer Deichverlegung verworfen. Nach kurzen 11 Jahren beantragte die Stadt Düsseldorf 2016 eine Genehmigung zur Sanierung des Deiches, die bereits nach 4 Jahren im Planfeststellungsbeschluss endete. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht.
Mit ein bisschen Glück könnte es im Jahr 2022/23 mit der Sanierung losgehen.
Aufmerksam wurde ich darauf, weil am 19.07.2020 auf Lokalkompass.de von Andreas Voigt über das Naturschutzgebiet und dem Deichumbau berichtet wurde.
Im Kern scheint es darum zu gehen, das im Planfestellungsbeschluss der Bezirksregierung, auf Seite 66 (von 126), dieser angeblich versteckte Satz eine Bebauung vorsieht.
„Darüber hinaus hat die Stadt Düsseldorf, als wachsende Großstadt, einen erhöhten Flächenbedarf für die Stadtentwicklung. Eine Rückverlegung im Himmelgeister Rheinbogen würde mögliche städtebauliche Entwicklungsflächen verbrauchen.“
Wenn man es bis zur Hälfte des Dokumentes geschafft hat und auch dann noch geistig voll dabei ist, kann man zu dem Schluss kommen, dass es jemand in Betracht gezogen hätte, dort zukünftig – wann auch immer –zubauen.
Das wäre natürlich nicht so toll, daher wurde eine Onlinepetition ins Leben gerufen.
Nach heutigen Stand (19.08.2020 10:11 Uhr) unterstützen 1500 Bürger aus Düsseldorf diese Petition.
Nun hat schon jeder Oberbürgermeisterkandidat etwas dazu gesagt, aber was denken eigentlich die Kandidaten für den Wahlbezirk 36 (Holthausen, Itter, Himmelgeist) unserer Stadt darüber? Also habe ich nachgefragt bei :
Herrn André Tischendorf (CDU)
Frau Anja Schrieber (SPD)
Frau Angela Hebeler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Herrn Dr. Torsten Moser (FDP)
Fangen wir von oben an.
André Tischendorf hat seine Meinung umfassend und für jeden einsehbar in den sozialem Medien u.a. auf Facebook publiziert.
Frau Anja Schrieber hat im telefonischen Gespräch klar dargestellt, „dass der Naturschutz natürlich sehr wichtig ist“, aber sie gibt gleichzeitig „zu bedenken, dass eine zeitnahe Ertüchtigung des Deiches notwendig ist.“ Niemand weiß, wann das nächste Hochwasser wieder an unserer Haustür klopfen wird. „Die Deichsanierung sollte daher im Interesse für Himmelgeist, Holthausen und Itter schnell realisiert werden und nicht wieder über Jahre nach hinten geschoben werden.“
Die Sprecherin der grünen Ratsfraktion in Düsseldorf, Frau Angela Hebeler, die als Kandidatin ebenfalls am 13. September 2020 antritt, äußerte sich wie folgt:
„Im Planfestellungsbeschluss der Bezirksregierung wird jetzt erstmals so deutlich auch über eine mögliche Bebauung gesprochen, die bei einer Rückverlegung des Deiches nicht mehr möglich wäre. Damit steht eine Bebauung nicht unmittelbar bevor – hierfür müssten die Flächennutzungs- und Bebauungspläne entsprechend angepasst werden. Aber die Begründung der Bezirksregierung verdeutlicht, dass die anstehende Entscheidung die nächsten Jahrzehnte prägen wird. Ohne Rückverlegung wird eine Bebauung – je nach Entwicklung und politischer Mehrheit – immer möglich bleiben.“
Auch Dr. Torsten Moser von der FDP hat sich nach seinem Urlaub dazu geäußert.
„Wir teilen das Anliegen, die Naturschutzflächen im Rheinbogen zu erhalten. Gleichzeitig ist aber auch zeitnah ein wirksamer Hochwasserschutz sicherzustellen, insbesondere für die Stadtteile Himmelgeist, Itter und Holthausen. Der bestehende Deich kann diese Aufgabe derzeit nicht erfüllen. Die Eröffnung eines neuen Planfeststellungsverfahrens für den Bau eines neuen Deichs auf einer zurückliegenden Trasse würde wieder viel Zeit in Anspruch nehmen. Daher sprechen wir uns für eine Sanierung des Deichs auf der bestehenden Trasse aus. Eine Sanierung des bestehenden Deichs steht nicht im Widerspruch zur Erhaltung des Naturschutzgebiets in der bisherigen Form.“
Der BUND NRW e.V. (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Nordrhein-Westfalen) hat zwischenzeitlich gegen den Planfeststellungsbeschluss Klage eingereicht.
In der Begründung wird u.a.angeführt:
„Neben dem verbesserten Hochwasserschutz schafft die Rückverlegung ökologisch wertvolle Auenlandschaften, ein attraktives Naherholungsgebiet und erhält den alten Deich mit seinen Trockenrasen und landesweit bedeutsamen Wildbienen-Populationen.“ „Würde der bestehende Damm abgetragen und neu aufgeschichtet, wären die Populationen der dort siedelnden Arten (Anmerkung von mir: Wildbienen) ausgelöscht.“
Wenn ich mir den Müll am Himmelgeister Rheinufer anschaue, wenn ich die völlig zugeparkten Straßen sehe, den hilflosen OSD (Ordnungs- und Servicedienst) am Wochenende und die Besucher, die keinerlei Respekt vor dem Naturschutzgebiet haben, mache ich mir nicht so große Gedanken um eine mögliche Zerstörung durch die Sanierung des Deiches. Wohl eher über die Rücksichtslosigkeit der Besucher und aller die, die es dulden.
Die Bienen werden es jetzt wieder richten müssen. Summ, summ, summ, Bienchen summ herum.
Mit himmlischen Grüßen und bleibt gesund.
Eine sehr gute Zusammenfassung und so verfasst, das es für eine eigene Meinungsbildung ausreicht. Super
Welche verschiedene Gründe gab es 2005 denn die Deichverlegung zu verwerfen und warum vergingen dann 11 Jahre tatenlos, wenn scheinbar der Deich so wichtig ist? 🤔