Zwischen dem 22.März 2020, den ersten Corona-Regeln der Bundesregierung (hier nochmal für diejenigen, die sie nochmal lesen wollen) und dem „Lockdown light“ am 28. Oktober 2020, liegen genau 220 Tage.
Lockdown light und der Zwischenstand
220 Tage an denen wir uns an Regeln halten mussten und immer noch halten müssen. Für den ein oder anderen hat sich nicht viel verändert, außer dass eine Maske getragen werden sollte. An jeden dieser 220 Tage fingen alle Nachrichten mit dem Corona Thema an. Jeder dieser 220 Tage endete mit diesem Thema. Naja außer dem 3. November 2020 zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten.
Keine Angst es folgen keine Ausführungen über die Sinnhaftigkeit der Corona-Regeln, Beschlüsse der Bundesregierung, Einzelgänge der Landesregierungen oder Hybridunterricht in den Schulen oder sonstige Ideen, die unserer Leben risikoärmer gestalten sollen. Auch will ich nicht den OSD begleiten und aufdecken, wie schlecht doch die Corona-Regeln und Verordnungen eingehalten werden.
Es gibt auch positives. Es ist nicht mehr notwendig, auch nicht aus Höflichkeit, jedem die Hand zu geben. Kein Bussi links, kein Bussi rechst. Auch der Abstand von mindestens 1,50 m bewahrt uns vor der Geruchsbelästigung des Gegenübers.
Die Natur erholt sich, die Digitalisierung der Bildung schreitet voran und in der Kinderbetreuung unterstützen sich die Familien gegenseitig. Wegen der wirtschaftlichen Schieflage, die vor allem Clubs, Gastronomen, Künstler hart getroffen hat, wurden finanzielle Rettungsschirme aufgespannt.
Aber ist das wirklich so? Funktionieren die Unterstützungen?
Über die Hausbrauereien in Düsseldorf wurde berichtet. Aber wie sieht es bei unserem Lieblingsitaliener oder bei unserem Gastronomen um die Ecke aus?
Das Ehepaar Christiane und Joachim Roßmann betreiben seit Juli 2019, im wunderschönen und südlich der Innenstadt Düsseldorf´s gelegenem Himmelgeist, das Landgasthaus Krevet.
Nach einer Zwischenbilanz zur Halbzeit des „Lockdown light“ gefragt, schauten sie sich kurz an und waren sich in der Antwort einig. „Ganz schlecht und eigentlich ist es völlig unnötig das Restaurant, mit Liefer- und Abholservice, zu öffnen.“
Nach eigenen Angaben sind die Umsätze, auf den Vergleichszeitraum bezogen, um 80% eingebrochen. „Die guten Sommermonate in der der Biergarten gut besucht war, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der erste Lockdown im Frühjahr, in die Zeit fiel, in der die Kommunionsfeiern und Hochzeiten fielen. Jahresabschlussfeier, Weihnachtsfeier die nochmal für einen sehr guten Umsatz zum Jahresende sorgen, fallen nun ebenfalls aus.“ berichtet Christiane Roßmann.
Im ersten Lockdown keine Einnahmen, dann Hygienekonzept erarbeiten, Geld in die Hand nehmen und in mehr oder weniger große oder kleine Umbauten investieren. Pläne erarbeiten wie der Rest des Jahres noch optimal verlaufen könnte und dann – nichts -.
Obwohl man glaubte alles richtig gemacht zu haben, von der Überprüfung jeder Kontaktliste, ob sich nicht wirklich Mickey Mouse oder Herr Putin im Restaurant verirrt haben, bis hin zur kreativen Neugestaltung der Kunden-WC, um auch bei diesem wichtigen Geschäft den Abstand zu wahren. Und nun bleibt das Restaurant geschlossen. Wie ungerecht mag das klingen.
So schlimm kann es ja nicht sein, immerhin hat die Bundesregierung zugesagt das „Mit der Novemberhilfe Zuschüsse pro Woche der Schließungen in Höhe von 75 Prozent des durchschnittlichen wöchentlichen Umsatzes im November 2019 gewährt werden.“
Ein Kurzarbeiter bekommt nur 60 %. Naja fast, es können bis zu 80% des letzten netto Gehaltes werden.
Als Joachim Roßmann frustriert von dem nicht vorhanden Antragsverfahren erzählte, staunte ich nicht schlecht und machte mir schnell Notizen. Denn jeder angebliche Fakt sollte von zwei unterschiedlichen Stellen bestätigt werden. Immerhin gab es im Frühjahr innerhalb einer Woche eine Homepage auf der unbürokratisch Einmalhilfen beantragt werden konnten.
Am 25. November 2020, also vier Wochen nach dem Ausrufen des Lockdown light, wurde nun die Seite für die Antragstellung freigeschalten. Und unbürokratisch geht das ganz schon mal gar nicht. Nur eine bestimmte Berufsgruppe darf die Anträge für die Betroffenen stellen. Selbst die Bundessteuerberatungskammer hat für ihre Leute ein 57 seitiges Handbuch herausgegeben, wie man das ganze halbwegs unfallfrei beantragen kann.
Angeblich soll es die ersten Abschlagszahlungen noch im November 2020 geben.
Hilft derzeit dem Ehepaar Roßmann und dem Landgasthaus Krevet relativ wenig. Und denen, die noch gar keinen Umsatz im November 2019 hatten, schon mal gar nicht.
Bei meinem Gespräch mit Christiane und Joachim Roßmann waren sie noch voller Zuversicht, zumindest in diesem Jahr, ein Weihnachts- und Silvestermenü anbieten zu können. Die Planungen und Vorbereitungen liefen bereits. Nach der erneuten Verlängerung des Lockdown light und der bereits jetzt angekündigten Verlängerung über Weihnachten hinaus, habe ich mich gar nicht erst getraut dort anzurufen.
Trotz allem sind sie zuversichtlich, dass es wieder besser werden wird. Rückblickend zum Lockdown im Frühjahr und was sie anders gemacht hätten, antworteten sie: „Eigentlich nichts, wir hätten lediglich anders investiert. Auch konnten wir uns ein bisschen besser vorbereiten. Im Frühjahr mussten wir 280 Liter Alt vernichten. Das tat schon richtig weh und im Herbst waren es nur 30 Liter Pils.“ Ein bisschen habe ich geschmunzelt.
Ob all die geplanten Unterstützungen funktionieren weiß derzeit keiner, dazu müssten sie erstmal anlaufen. Es wird auch langsam Zeit.
Im diesem Sinne wünsch wir allen ein gutes Durchhaltevermögen.
Mit himmlischen Grüßen und bleibt gesund