Ein Gastbeitrag von KATMARIE
Wie wenig ich doch weiß von meiner Wahlheimat Düsseldorf, seit ich kein Auto mehr habe. Früher mit dem Auto mal eben in Himmelgeist zu parken und am Rheinufer entlang zu schlendern, schien mir doch ziemlich einfach. Das ist allerdings schon etwas länger her, wenn nicht gar an die 10 bis 20 Jahre. Die Zeit verwischt die Zeitdimensionen.
Jedenfalls träumte es mir seit Tagen, ich sollte mal wieder nach Himmelgeist fahren und dort am Rhein entlang wandern.
Kurz entschlossen reiste ich mit meinem Wanderfreund heute dort an und war erstaunt, wie einfach das doch ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln. An den Bilker Arkaden hält der 835er Bus, mit dem es wacker auf geht nach Himmelgeist. Ich bin zwar Strassenbahn-bewandert – aber mit den Bussen kenne ich mich noch gar nicht aus, obwohl ich schon über 40 Jahre hier lebe. Auf zu neuen Bus-Erfahrungen!
Jedenfalls hält dieser Bus in Alt-Himmelgeist vor dem Restaurant „Krevets“, dass im Biergarten himmelgeistige Stunden verspricht. Von hier wanderten wir zum Schloss Mickeln, dessen Ursprung auf das Jahr 1210 zurück geht. 1836 brannte es ab – der damalige Besitzer Prosper Ludwig von Arenberg ließ es als Sommerresidenz neu errichten. Heute dient es der Heinrich-Heine-Universität als Tagungszentrum und Gästehaus.
Auf dem Weg zum Schloß entlang der Linden, die den Weg zum Eingangsportal säumen, sehen wir drei reizende junge Kälbchen auf der Wiese grasen. Eine Frau kommt des Wegs entlang mit ihrem kleinen Hundchen und spricht auf es ein: „Ja, mein Kleiner, jetzt gehen wir zu den Kälbchen“ – und bevor ich noch dachte, das alte Frauen gerne mit ihren Hundchen sprechen, als seien sie ihre Kinder, stellte ich mit Erstaunen fest, wie das Hundchen und das Kälbchen einander echt freundlich in die Augen schauten. Und die Frau erzählte, dass Hund und Kälbchen schon länger einander kennen. Freundlich erzählte sie auch, das sie schon lange kein Fleisch mehr isst, weil sie die grauenhaften Tierbehandlungen nicht ertragen kann und wir waren uns einig, das diese entzückenden Kälbchen es wert sind, ein tierwürdiges Leben zu leben und wenn schon geschlachtet, dann aber in höchster Humanität.
Weiter ging es über einen langen asphaltierten Weg Richtung Rheinbogen entlang herrlicher Auen mit Kopfweiden und saftigen Wiesen. Welch ein Entzücken bemächtigte sich meiner Augen, als ich einen Fasan mit einem blaubunten Kopf des Weges daher stolzieren sah. Fünf kleine Rockerkinder behütete er, die bei unserem Erscheinen wussten, wie man sich rasch im Gebüsch versteckt.
Es war ein heißer Tag heute und nach einigen Kilometern fanden wir den gleichen Weg wieder zurück, um zu rasten an der St. Nikolaus-Kirche. Diese katholische Kirche gehört zu den ältesten Kirchen von Düsseldorf und wird urkundlich erwähnt im Jahre 904. Sie war eine Filialkirche des Stiftes Kaiserwerth, ein Vorgängerbau der heutigen Kirche. Im 11. Jahrhundert wurde sie im spätromanischen Stil erbaut und bis zum 15. Jahrhundert immer wieder erweitert.
Nach vielen Beschädigungen im Laufe der Jahrhunderte wurde sie 1974 vollständig renoviert.
Erwähnenswert scheint mir als Liebhaberin der Orgelmusik auch, dass diese Kirche über eine Klais-Orgel verfügt – ein Grund für mich, dort nach Orgelkonzerten Ausschau zu halten.
Vor dieser Kirche auf einer Bank zu sitzen, lässt alle Alltagsgeschichten vergessen, zumal es von hier auch nur wenige Geh-Minuten dauert, bis man an den Ufern des Rheines einen Stein ins Wasser werfen kann.
Eine kleine Busreise nur mit dem 835er – und schon ist man in einer bäuerlichen Welt am Rande von Düsseldorf mit einer sagenhaften Kirche und dem Gasthaus „Krevett“ mit Biergarten direkt an der Bushaltestelle. Wie einfach es doch ist, dem Städtchen noch einen weiteren ländlichen Reiz abzugewinnen – direkt vor der Haustür.
Mit himmlischen Grüßen und bleibt gesund